Das Land
Die Republik Madagaskar liegt im
Indischen
Ozean vor der Ostküste
Afrikas
und ist nach
Indonesien
der flächenmäßig zweitgrößte
Inselstaat
der Welt.
Die Insel wird auch der „achte
Kontinent“
genannt. Diese Bezeichnung rührt aber weniger von der Größe der
Insel her als von ihrer lange isolierten Entwicklung. Madagaskar
wurde vor 150 Millionen Jahren vom heutigen
Afrika
und vor 90 Millionen Jahren vom heutigen
Indien
getrennt.
Das zentrale Madagaskar ist eine
Hochebene
mit durchschnittlichen Höhen von 1.100 m. Es fällt nach Osten
schroff und steil ab, während der Anstieg im Westen sanfter
ausfällt. Das
Plateau
gipfelt im
Maromokotro,
dem mit 2.876 m höchstem Berg der Insel. Auf dem Plateau herrscht
ein gemäßigtes Klima.
Die größten Städte sind
Antananarivo
mit 1.391.506 Einwohnern,
Toamasina
mit 206.390 Einwohnern,
Antsirabe
mit 182.804 Einwohnern und
Fianarantsoa
mit 167.240 Einwohnern.
Durch seine lange geographische Isolation verfügt Madagaskar über
eine einzigartige
Fauna.
Urtümliche Tiergruppen wie die
Lemuren
und andere
Halbaffen
kommen nur hier vor. Die
Raubtiere
sind auf Madagaskar nur durch einige Arten abweichender
Schleichkatzen vertreten, die
Fossa,
die
Fanaloka
und den
Falanuk.
Eine weitere rein madagassische Tiergruppe sind die igelähnlichen
Tenreks.
Die
Bernierente,
die heute zu den seltensten Wasservögeln der Welt gehört, ist ein
weiteres Beispiel. Dafür fehlen auf der Insel viele Arten wie zum
Beispiel
Affen
und
Giftschlangen.
Die Insel ist ursprünglich nahezu komplett bewaldet gewesen. Die
küstennahen Zonen sind dabei von
tropischem
Tieflandregenwald bedeckt. Von den ursprünglichen
Regenwäldern sind nur noch 4 Prozent erhalten. Die größten
zusammenhängenden Regenwaldflächen, die noch existieren, liegen auf
der
Masoala-Halbinsel.
Madagaskar ist in sechs autonome
Provinzen
(faritany mizakatena)
unterteilt, die wiederum in 22
Regionen
gegliedert sind. Jede Region ist wiederum in insgesamt 111
Kreise
(fivondronana)
untergliedert.
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Das Klima
In Madagaskar existieren keine Jahreszeiten wie bei uns. Von Juni
bis September, dem madagassischen Winter, fallen die Temperaturen
nachts aus dem Hochland zwar stark ab, aber Frost, Schnee oder gar
Eis kennt man auch auf den 3000m hohen Bergen nicht. An den Küsten
ist es in Gegensatz zu den Hochebenen selten kälter als 20°C. Die
Temperaturunterschiede zwischen den Tageszeiten im madagassischen
Winter und Sommer differieren wesentlich geringer als in
Deutschland. Durch die Nähe des Äquators herrscht fast das ganze
Jahr eine so genannte Tages- und Nachtgleiche. Während der
Hochsommerzeit von Dezember bis April kommt es im Hochland oft zu
starken Gewittern mit heftigen Regengüssen. Am meisten Niederschläge
fallen an der Ostküste. Dort stauen sich die mit den
Süd-Ost-Passat-Winden über den indischen Ozean transportierten
Wolken an den Bergketten. Dort regnet es fast das ganze Jahr.
In den nahen Küstengebieten herrscht eine sehr hohe
Luftfeuchtigkeit, während der Süden und Westen des Inselstaates sehr
trocken sind.
Der Norden Madagaskars verfügt über ein sehr unterschiedliches
Klima. Die Nordspitze des Landes ist eher trocken. Eine Ausnahme
bilden Montagne d'Ambre und das Hochgebirge des Tsoratanana.
Im Laufe eines Jahres wird Madagaskar von ca. 40 Zyklonen
überquert.
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Die
Geschichte
Es ist wenig bekannt über die Besiedlung der Insel, die
vermutlich vor etwa 1.500 bis 1.200 Jahren stattgefunden hat. Die
Ureinwohner
Madagaskars waren nicht, wie man vermuten könnte,
Afrikaner.
Die ersten Siedler gehörten der
malaio-polynesischen
Sprachgruppe an und kamen aus
Südostasien,
(vermutlich aus dem Süden von der heutigen Indonesischen Provinz
Kalimantan. Unklar ist, ob sie auf direktem Weg oder in mehreren
Etappen ihr Ziel erreichten. Die damalige Bevölkerung könnte in die
Gruppen der
Sakalava,
Betsileo
und
Merina
eingeteilt werden, die eigene Reiche bildeten.
Weitere Einwanderungswellen brachten kleinere Gruppen von
Afrikanern, Indern und Arabern ins Land. Besonders letztere
beherrschten bis ins 19. Jahrhundert hinein große Teile des
madagassischen Außenhandels.
Am 10. August
1500
sichtete der
portugiesische Seefahrer
Diogo Dias
als erster Europäer Madagaskar und nannte die Insel
São Lorenço. Später
erscheint die Insel auch unter dem Namen
Santa Apolonia auf den
Karten der Portugiesen
Mit Beginn der Herrschaft des
Andrianampoinimerina kann man von der politischen
Einigung der Insel Madagaskar und damit vom Königreich Madagaskar
sprechen.
Andrianampoinimerina (1787-1810):
Andrianampoinimerina war zunächst bis 1794 König von Ambohimanga
(Königssitz 20 km nördlich von
Antananarivo).
1794 eroberte er das kleine Königreich von Antananarivo und verlegte
seinen Amtssitz von Ambohimanga nach Antananarivo.
Nach und nach weitete Andrianampoinimerina seinen Einflussbereich
fast auf die gesamte Insel aus. Er erließ viele Gesetze und
organisierte die Verwaltung des Landes und gilt bis heute als ein
bedeutender Herrscher des Landes. Auf ihn folgten sechs Königinnen
und Könige. Ranavalona III beendete 1896 ihre Amtszeit und war die
somit die letzte Königin Madagaskars vor der Besetzung durch die
Kolonialmächte. Während der Kolonialzeit herrschten die Franzosen
auf der Insel Madagaskar mit brutaler Militärgewalt. Aufstände
wurden durch Massenexekutionen niedergeschlagen. Alleine 1947 wurden
von den französischen Besatzern 100.000 Madagassen nach einem
Aufstand getötet.
1945
wurde die Unabhängigkeitsbewegung gegründet. Nach mehreren
Aufständen wurde Madagaskar
1958
Republik in der
Communauté
Française und erlangte am
26. Juni
1960
schließlich die Unabhängigkeit.
Seit 46
Jahren von der Kolonialmacht Frankreich unabhängig, hat Madagaskar
erst seit kurzem eine Regierung, die langsam versucht, Demokratie
einzuführen und Korruption zu verbannen. Die bis vor zwei Jahren
noch alles beherrschende kommunistisch geprägte Partei des
ehemaligen Herrschers Razirakas führt heute nur noch ein
Schattendasein. Neben einer Reihe unbedeutender politischer
Gruppierungen dominiert Marc Ravalomananas Partei der Mitte.
Kritiker des Präsidenten sprechen davon, dass ein politischer
Diktator einem ökonomischen Diktator Platz gemacht habe.
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Die Bevölkerung
und ihre soziale Situation
Auf einer Fläche
von 587.040 km² leben 18.040.400 Madegassen, davon 30,42% in den
Städten wie z.B. der Hauptstadt Antananaviro. Das Durchschnittalter
der Madegassen liegt bei 17,46 Jahren, was aus folgender Verteilung
herrührt: 44,8% der Bevölkerung sind unter 14 Jahren alt, 52,10%
zwischen 15 und 64 und nur 3,1% sind älter als 65 Jahre. Aus diesen
Zahlen ergibt sich auch die relativ niedrige Lebenserwartung. Die
Madagassinnen werden 59,.04 Jahre alt, die Madegassen 54,57.
Das BSP liegt bei 282$ pro Kopf. Im Vergleich dazu liegt das BSP
pro Kopf in Deutschland bei 25.541$.
Gemessen am Bruttosozialprodukt ist Madagaskar eines der
ärmsten Länder der Welt. Rund drei Viertel der ca. 18 Mio. Einwohner
Madagaskars leben unter der Armutsgrenze, d.h. mit weniger als einem
US$ pro Tag. Die Bevölkerung ist zu 75% in der Landwirtschaft tätig.
Sie ernährt sich seit Jahrhunderten von dem, was der eigene Grund
und Boden hergibt. Durch das starke Bevölkerungswachstum (ca. 3% pro
Jahr) wird das immer schwieriger.
Madagaskar, ist durch seine landschaftliche Schönheit, Artenvielfalt
und traditionelle Kultur ein reiches, aber armes Land. 31,1 Prozent
der Bevölkerung über 14 Jahren können weder lesen noch schreiben. 80
Prozent haben keine Arbeit.
Madagaskar oder "La Grand Ile" wie die viertgrößte Insel der Welt
genannt wird, könnte ein Paradies sein. Doch Armut, Arbeitslosigkeit
und Korruption prägen das Land. Politisch gibt es erst jetzt, 40
Jahre nach der Unabhängigkeit, Ansätze zur Demokratisierung.
Die
Madagassen
bilden eine kulturell
homogene
Bevölkerungsgruppe, bestehend offiziell aus 18 miteinander
verwandten Bevölkerungsgruppen (foko).
Die kulturelle Einheit drückt sich insbesondere durch die gemeinsame
Sprache (Madagassisch)
aus, wobei einzelne
Ethnien
eigene
Dialekte
verwenden und Sitten und Gebräuche lokal variieren.
Im Allgemeinen leben die Madagassen sehr
traditionsbewusst, wobei ausländische kulturelle
Einflüsse im Laufe der Zeit immer wieder integriert worden sind, vor
allem in den Städten. Dem umfangreichen kulturellen Reichtum
gegenüber steht eine weit verbreitete materielle
Armut,
verursacht durch jahrzehntelange aus- und inländische
Ausbeutung
und mehrere jährliche
Naturkatastrophen.
Das große Bevölkerungswachstum in Verbindung mit dem traditionellen
Abbrennen von
Wald
für
landwirtschaftliche Zwecke und der Rodung für Bau,
Heizmaterial und andere Zwecke führt zu großen ökologischen
Problemen. Die Waldfläche ist seit den
1950er-Jahren
massiv geschrumpft.
Mehr als
die Hälfte aller Madegassen praktizieren Riten und Gebräuche einer
Naturreligion. Für die Dorfbewohner ist es durch Ahnenkult und
Verehrung der Toten beispielsweise beruhigend, zu wissen, dass alle
Verstorbenen an einem Ort versammelt sind. Dass diese in einer
anderen Welt lebendig sind, sich miteinander unterhalten, von ihrem
Erdenleben erzählen und die Nachkommen beobachten, ist für sie
selbstverständlich, so real wie ihr eigenes Leben. Den Verstorbenen
wird regelmäßig geopfert, sie werden befragt, wenn es um
Familienentscheidungen geht, und bei Unwettern oder Dürre werden sie
um Hilfe angefleht.
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Für viele Kinder in Madagaskar beginnt aufgrund der hohen
Arbeitslosenquote der Broterwerb schon sehr früh. Mit den
arbeitslosen Eltern in die Stadt gezogen, ziehen sie in Banden durch
die Straßen, waschen Autos, kaufen etwa eine Zigarettenpackung und
verkaufen den Inhalt pro Stück auf der Straße weiter. Andere
wiederum singen die Lieder, die sie aus dem Radio kennen oder die
sie von ihren Verwandten gelernt haben und hoffen dabei,
abends einige Münzen in ihren
schmutzigen Kappen zu finden.
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Erklärung
der arbeitenden Kinder von Madagaskar
Wir Kinder, die wir in schwierigen Lebensumständen leben, sind
arbeitende Kinder, nennt uns nicht Straßenkinder: Nennt uns, was wir
sind!
Wir wollen:
-
nicht marginalisiert
werden – unsere Kleider sind vielleicht schmutzig, aber wir sind
immer noch Menschen;
-
dass uns nicht immer misstraut wird, wir sind keine Kriminellen;
-
nicht Opfer von Gewalt
sein oder unterdrückt werden. Die Polizei jagt uns und nimmt uns
des nachts das wenige Geld, das wir besitzen;
-
nicht
den "Straßensäuberungen" ausgesetzt sein oder nur aus dem Grund
geschlagen werden, weil wir die Straße entlanglaufen (denn wer
tut das nicht?) und schmutzig sind.
Wir verlangen folgende Rechte:
-
die Möglichkeit, frei zu
arbeiten, ohne gejagt oder Opfer von Gewalt zu werden;
-
die
Erlaubnis, unser Leben zu leben und uns frei bewegen zu können;
-
so
wie jeder andere Mensch behandelt zu werden.
Wir üben folgende Tätigkeiten aus: Küchenhilfe, Autowächter,
Boten, Träger, Schuhputzer, etc.
Antananarivo, Dienstag,
23. September 1997
Für weitere Informationen zum Thema
Kinderarbeit klicken Sie hier:
www.kinderkulturkarawane.de/2006/Kinderarbeit/index.htm
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Hier
können Sie sich informieren und engagieren
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Was man tun kann
wollen Schüler/innen häufig wissen, wenn sie von der
Not der Menschen anderer Ländern erfahren. Globales Lernen sollte
stets auch Wege aufzeigen, aktiv zu werden. Eine Möglichkeit ist,
bestehende Hilfsprojekte und
humanitäre Organisationen durch Spenden und Mitarbeit zu
unterstützen. Zum Spendensammeln gibt es unzählige kreative
Möglichkeiten für Schüler/innen und ganze Schulen. Hier eine
Zusammenstellung einiger (z.T. bereits genannter) Webseiten, auf
denen man sich über Hilfsprojekte und Unterstützungsmöglichkeiten
für Bolivien informieren kann:
www.zaza-faly.de
Für die Straßenkinder Madagaskars
www.madagaskar-hilfe.de
Hilfe zur Selbsthilfe
www.grueneliga.de
Schutzpflanzungen für den madagassischen Regenwald
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Spenden ist nicht alles,
denn Menschen in Krisenregionen
sind nicht aus eigener Schuld in Not geraten. Sie brauchen keine
Almosen, die nur ihre Abhängigkeit vom „Spendentropf“ fördern,
sondern langfristige praktische Unterstützung, um ihr Leben
aus eigener Kraft neu zu organisieren oder um überhaupt zu
überleben. Denn abgesehen von Naturkatastrophen wie Seebeben oder
Dürre sind vor allem (inter-)nationale politische Machtbestrebungen,
wirtschaftliche Interessen und Abhängigkeiten, Verteilungskämpfe um
Ressourcen, Misswirtschaft und Korruption verantwortlich für Armut
und Hunger. Zusätzlich zur konkreten Projektunterstützung muss
deshalb ein umfassenderes Verständnis weltpolitischer Zusammenhänge
und globaler Prozesse entwickelt werden. Dieses politische
Bewusstsein gilt es, auch bei Schüler/innen anzuregen und ihnen
Umsetzungsmöglichkeiten im Alltag und innerhalb der eigenen
Gesellschaft zu zeigen, z.B. in Form von politischem oder sozialem
Engagement, als Konsument oder durch Einwirkung auf
Entscheidungsträger/innen.
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Ideenpool
Anregungen für
thematische Einstiege, Aktionen und Projekte im Unterricht
-
Informationen, Vorwissen,
Assoziationen zum Land abfragen, z.B. durch Brainstorming, MindMap,
Kartenabfrage
-
Fotos, Filme und
Bücher als Gesprächsanlässe auswählen (mit und ohne
Vorinformationen)
-
eine Organisation einladen oder
besuchen, die Projekte in Madagaskar unterstützt
-
Schüler/innen recherchieren und
erstellen Wandzeitungen, Fotocollagen, Ausstellungen o.ä. zum Land,
zu ausgewählten Themen oder zum Vergleich mit dem Alltag der
Jugendlichen in Deutschland. Jede Menge Zahlen für Ländervergleiche
bietet
www.welt-in-zahlen.de
-
Radiosendung produzieren oder
Zeitungsartikel (z.B. für Schulzeitung) verfassen
-
Projekte von Hilfsorganisationen
untersuchen, präsentieren, vergleichen und ggfs.
Unterstützungsaktionen organisieren oder mitarbeiten
-
Schulpartnerschaften suchen und
aufbauen
-
Verkaufsstand organisieren für fair
gehandelte Produkte aus Madagaskar
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Weiterführende Links zum Globalen Lernen:
www.globlern21.de
Internetportal
zum Globalen Lernen mit vielfältigen Verweisen
www.eine-welt-netz.de
Eine Welt im
Internet – Einstiegsseite zum Globalen Lernen
www.globales-lernen.de
Webseite
vom Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung
www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de
Datenbank mit Unterrichtsmaterialien zum Bestellen
www.weltinderschule.uni-bremen.de
umfangreiche Unterrichtsmaterialien, kostenlose Ausleihe, Anregungen für Eine
–Welt – Themen im Unterricht vom Projekt „Eine Welt in der Schule", Uni. Bremen
www.learn-line.nrw.de
vom NRW -
Landesinstitut für Schule mit Recherchemöglichkeit
www.baobab.at
österreichische Website mit Literatur, didaktischen Tipps, Praxisbeispielen
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Stand: August 2006 |