Esqiuna cultural "BELLA ITALIA"
(Montevideo)
Die Idee der Esquinas culturales
(„Kultur-Ecken“) wurde im Jahre 2005 vom Kulturdirektor Montevideos,
Mauricio Rosencof, entwickelt. Nach den Jahren der Diktatur und mit der
ökonomischen Krise sind die Barrios von Montevideo bestimmt worden von
Jugendkriminalität, Drogen und Gewalt. In Befragungen stellte sich
heraus dass die Bevölkerung eine Eckkneipe, soziale und Sportvereine
vermisst. Die Kulturdirektion hatte außerdem festgestellt dass die
Bewohner der ärmeren Viertel der Stadt vor allem aus finanziellen
Gründen, aber auch aus Angst, sich nachts noch auf den Straßen zu
bewegen, kaum noch am kulturellen Leben der Stadtzentrum teilnahmen. Da
in den Barrios kaum kulturelle Angebote existierten, zogen sich die
meisten Bewohner ins Private zurück.
Mit Hilfe der „Esquinas culturales“ will man jetzt die Kultur zu den
Menschen in die Viertel zu bringen. Über die „Esquinas“ und die damit
verbundenen Angebote will man die Identifikation mit dem Stadtteil, mit
der Kultur und letztlich auch mit dem Land fördern. Die „Esquinas
culturales“ sind dabei Plätze, Räume und Treffpunkte in gut erreichbarer
Lage der verschiedenen Barrios, die bei den Bewohnern bekannt sind
und
die jetzt mit vielfältigem kulturellen und sozialen Angeboten attraktiv
gemacht werden. Inzwischen werden 34 dieser „Kulturecken“ vom
Kulturdezernat Montevideos gefördert.
Eine der ersten „Esquinas culturales“ entstand im Barrio „Bella Italia“.
Das Barrio war zu Beginn des 20.Jahrhunderts vorwiegend von
italienischen Familien besiedelt worden. Aus einer alten Markthalle (dem
Mercadito) wurde mit großer Unterstützung von Anwohnern ein kulturelles
Zentrum, der „Mercadito de Bella Italia“. Durch die Aktivitäten in der
Esquina wurden darüber hinaus verlassene Kinos und nicht mehr bespielte
Bühnen der Gegend wieder belebt.
Das Zentrum ist ein Treffpunkt für alle Bewohner und bietet vor allem
Senioren und Mädchen die Möglichkeit, sich in neuen, ihnen bisher
vorenthaltenen Räumen, zu entfalten. Der „Mercadito“ bietet
Unterstützung bei familiären und schulischen Schwierigkeiten sowie
psychologischer Beratung und ist Sitz von verschiedenen NRO. Vor allem
aber beherbergt das Zentrum kulturelle Werkstätten. Tanz,
Theater und
die traditionelle Murga stehen ebenso auf dem Programm wie Workshops in
Organisation, künstlerischer Leitung und Regie.
Das Projekt hat zum Ziel, vor allem den Jugendlichen neue Perspektiven
aufzuzeigen und ihnen einen Raum für kreatives Schaffen zu bieten. Durch
die gemeinsamen Aktivitäten wird die kulturelle Identität und das
Selbstbewusstsein der Bewohner gestärkt und der Zusammenhalt des
Viertels gefestigt.
Neben der "Murga Joven" gibt es inzwischen auch eine Murga von Kindern,
die in die Fußstapfen ihrer "großen" Vorbilder treten möchte.
Am 7. März 08 war der der Bürgermeister von Montevideo zu Gast im "Mercadito"
aus Anlass eines Festes, bei dem die Erfolge und Fortschritte der Arbeit
der letzten Monate gefeiert wurden. Quasi als Gastgeschenk brachte er
die Nachricht mit, dass der "Mercadito" eine der 7 "Esquina culturales"
in Montevideo sein wird, die in "Casas de la Cultura" umgewandelt
werden.
Murga „De Ninguna Manera“
Die „Murga“ hat in Uruguay eine über 100 Jahre alte Geschichte und
entstand aus einer Vermengung von afro-uruguayischen künstlerischen
Ausdrucksformen und spanischen Karneval-Elementen. Sie hat sich in den
letzten Jahren zu einer der wichtigsten künstlerischen Ausdrucksform der
Jugendlichen in Montevideo entwickelt. Ursprünglich besteht die Murga
aus einem Chor, der traditioneller Weise aus Männern gebildet wird. Die
Murga der Jugendlichen aus Montevideo allerdings zeichnet dadurch aus,
dass auch Mädchen die Möglichkeit haben teilzunehmen. Ihnen steht somit
ein Raum offen, der ihnen bislang vorenthalten wurde. Die vom Chor
gesungenen Melodien sind für das Publikum leicht wieder erkennbar und
die Texte thematisieren auf satirische Art und Weise besondere
Ereignisse des Jahres. Begleitet wird der Chor von
Perkussionsinstrumenten, der Bombo (Bass-Trommel), den Platillos
(Becken) und der Redoblante (Trommel). Die Murga beinhaltet neben der
Musik auch Bewegung und Schauspiel, und ist somit eine
Form von
satirischem Musiktheater, das zum Teil hoch brisante gesellschaftliche
Themen behandelt.
Die Murga „De Niguna Manera“ ist ein mitreißendes Spektakel von 15
Jugendlichen aus dem „Mercadito de Bella Italia“. Die Jugendlichen
lernten in nur fünf Monaten Texte zu schreiben, zu singen, die Musik
selber zu machen, Kostüme zu entwickeln und sich zu schminken. Ihre
Lehrer gehören zu den besten Murgistas des Landes. In mehr als 60
Aufführungen seit 2006 in ganz Montevideo und dem Hinterland, hat die
Gruppe tausende von Menschen begeistert.
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