Die Ilha de Deus
wurde in den 1950er Jahren von Fischern gegründet und ist eine der
ältesten Gemeinden der Stadt Recife, umgeben von drei Flüssen: dem
Beberibe, dem Tejipió und dem Jordão. Sie liegt zwischen den
Stadtteilen Imbiribeira und Pina und wird von ca. 2000 Menschen auf
etwa 2 qkm bewohnt.
Nur eine kleine Brücke verbindet die Bewohner der Insel mit anderen
Orten in Recife. Diese Brücke wurde von den Frauen und Kindern der
Insel damals regelrecht erkämpft, denn bevor es die Brücke gab,
musste man mit einem Boot oder durch Schwimmen die andere Seite der
Straße erreichen.
Von der Regionalregierung von Pernambuco wurden vor einigen Jahren
neue Häuser für die Bevölkerung der Insel errichtet. Das verbesserte
zwar die Wohnsituation der Menschen enorm, änderte aber nichts
daran, dass noch immer viele Menschen auf der Insel arbeitslos sind
und Strom- und Wasserkosten jetzt teurer sind als vorher.
Viele versuchen vom Fischfang zu leben. Doch die
zunehmende Verschmutzung der
Flüsse durch (Plastik-)Müll und das schlechte Abwassersystem von
Recife, machen das immer schwieriger. Sie
versuchen - genau wie in den
1980er Jahren - vom Sammeln von Muscheln zu leben. Dabei müssen oft
die Kinder den Eltern helfen, was wiederum Auswirkungen auf
schulische Leistung haben kann.
Bildungszentrum Saber
Viver (Centro Educacional Popular Saber Viver)
Das BildungszentrumSaber Viver wurde
1983 mit Unterstützung des Franziskaners Pater Beda durch die
Bewohner der Ilha de Deus gegründet, mit dem Ziel über verschiedene
Projekte die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. „Saber
Viver“ bedeutet auf Deutsch „wissen, wie man lebt“ und drückt aus
wie stark die Menschen dort ein Verlangen nach Wissen haben. Sie
wollen ein besseres Leben führen jenseits von Armut, Kriminalität
und Gewalt.
Viele dieser Projekte von „Saber Viver“ haben das Ziel, den Hunger
dort zu bekämpfen, insgesamt ein besseres Leben zu ermöglichen.
Andere sorgen für Nachhilfe in der Schule, um über eine bessere
Bildung den Weg für die Kinder in eine bessere Zukunft zu eröffnen.
Das Leben der Kinder und Jugendlichen dort ist jeden Tag durch
Kriminalität und Drogen bedroht. Sie fühlen sich von der
Gesellschaft ausgeschlossen, einfach weil sie arm sind. Recife gilt
heute als eine der gewalttätigsten Städte Brasiliens. Die neue Droge
Crack zerstört zudem das Leben von vielen Kindern und Jugendlichen.
Durch Umweltbildungsprojekte von „Saber Viver“ können Kinder z.B.
lernen wie man mit der Umweltverschmutzung umgehen kann. Die Kinder
und Jugendlichen sammeln Pfandflaschen und bauen daraus Besen oder
verkaufen die Flaschen zum Recycling. Pfandflaschen gelten auf der
Insel auch als Währung, z.B. als Eintritt ins Kino oder zum Fußball.
Mit dem Sammeln der Pfandflaschen säubern sie gleichzeitig die
Mangroven und können anschließend dort Gemüse wie Tomaten, Salat,
Zwiebel usw. anbauen. Die Kinder und Jugendlichen lernen außerdem,
wie man Mangroven wieder aufforstet und werden so aktiv im
Umweltschutz.
Insgesamt arbeiten 37 Menschen bei Saber Viver. Davon sind 17
Freiwillige und 20 Festangestellte, die541 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in den Projekten
betreuen. Davon kommen mehr als 100 Kinder und Jugendliche auch aus
der Nachbarschaft der Insel.
Ein wichtiger Bereich der Arbeit von „Saber Viver“ sind die
kulturellen Angebote für die Jugendlichen, wie Kunst, Musik, Tanz
und Theater. Auch dem Fußball kommt eine besondere Rolle bei Saber
Viver zu.
Die Tanzgruppe
„Companhia Dança Nativos“
Die Tanzgruppe
“Companhia Dança Nativos” besteht aus Kindern und Jugendlichen der
Gemeinde, die an Theater-, Tanz- und Kunstworkshops im
“Bildungszentrum Saber Viver” teilnehmen.
Der Franziskaner-Pater Beda (aus Deutschland) gründete in den
1990er Jahren die erste Tanzgruppe der Ilha de Deus, mit dem Ziel,
die extreme Armut der Menschen auf der Bühne zu zeigen.
Die Kinder und Jugendlichen erzählen auf kreative Weise wie das
tägliche Leben auf der „Gottes-Insel“ tatsächlich aussieht. Viele
Brasilianer der Ober- und Mittelschicht wissen nicht (und wollen
auch gar nicht wissen), wie die armen Menschen dort leben. Durch
Kunst, Tanz, Theater und andere Aktivitäten bekommen die Kindern und
Jugendlichen aber einen Zugang zum gesellschaftlichen Leben. So
eröffnet sich eine soziale Perspektive für sie, in der sie sich wohl
mit sich selbst fühlen.
Die Tanzgruppe besteht aus 30 Kindern und Jugendlichen. Davon sind
20 Mädchen und 10 Jungen.
Hier gibt es mehr Informationen zu den
Jugendlichen der Companhia, die nach Europa kommen.
Tote Flüsse, Mangroven ohne Leben,
ein hungerndes Volk
Das Tanzensemble Dança Nativos präsentiert die Produktion “Tote Flüsse,
Mangroven ohne Leben, ein hungerndes Volk“.
Kinder der Fischer von der Gottesinsel (Ilha de Deus) erzählen mit Mitteln der traditionellen Tänze aus dem
Nordosten Brasiliens die Geschichte von der Verschmutzung der Flüsse und Mangroven. Fische und Krustentiere sterben –
die Ernährungs- und Lebensgrundlage ihrer Familien sowie der brasilianischen Bevölkerung.
“RIOS MORTOS, MANGUEM SEM VIDA, POVO COM FOME”
erzählt die Geschichte der Ilha de Deus und ihrer Bewohner: Die Erzählung beginnt zu der Zeit, als die ersten Bewohner
auf die Gottesinsel kamen, einen wunderschönen Ort mit klarem Wasser, vielen Fischen und Krustentieren – ohne den Müll, der
heute Flüsse und Mangroven verschmutzt.
Die Bevölkerung lebte hier glücklich, weil es ein Ort war, an dem es keine Gewalt, stattdessen Arbeit und eine Fülle an Nahrung für die Fischer
und ihre Familien gab.
Heutzutage hingegen sind die Flüsse verschmutzt, es gibt keine Fische, Krustentiere oder Flusskrebse mehr, die Mangrovenbäume sind tot und überall
ist Müll, vor allem der Müll alter PET-Flaschen.
Hauptfigur des Umwelt-Dramas ist die Gemeinde der Ilha de Deus selbst – die 6 Jugendlichen stehen
stellvertretend für die Fischer der Gottesinsel, aber auch ganz Brasiliens. Durch die zunehmende Verschmutzung der Flüsse und Mangroven durch Industrie-
und Haushaltsabwässer, die direkt in die Flüsse geleitet werden, ist der Beruf des Fischers heutzutage stark bedroht.
Die Fischer und Bewohner auf der Gottesinsel sehen einer finsteren Zukunft entgegen, wenn sich nichts ändert:
Wenn die Flüsse tot sind und die Mangrovenbäume sterben, muss die Bevölkerung der Insel hungern.
Ort der Handlung: Ilha de Deus der Stadt Recife, Bundesstaat Pernambuco, Land Brasilien.
Zeitraum: 28.08. – 06.11.2016 | Personenzahl:
9 | Technik: Bühne: 8m x 8m, 3 Mikrophone für
Instrumente, CD-Player mit Verstärkeranlage, Grundlicht | Workshop:
Tanz, Perkussion, Capoeira
Tote Flüsse, Mangroven ohne Leben, ein
hungerndes Volk (Trailer)